Kapitel 2. Das Dateisystem

Der hier beschriebene Standard geht davon aus, dass das hinter dem FHS-konformen Dateisystem liegende Betriebssystem die gleichen grundlegenden Sicherheitseinrichtungen unterstützt. die bei den meisten UNIX Dateisysteme angetroffen werden können.

Für Dateien kann man zwei voneinander unabhängige Unterscheidungsmerkmale festlegen: gemeinsam nutzbar ("shareable") oder nicht ("unshareable") und veränderlich ("variable") oder beständig ("static"). Grundsätzlich sollten Dateien, die sich auch nur in einem der beiden Merkmale unterscheiden, in verschiedene Verzeichnissen abgelegt werden. Das erleichtert es, Dateien mit verschiedenen Nutzcharakteristiken auf verschiedenen Dateisystemen zu speichern.

Gemeinsam nutzbare Dateien sind solche, die bei einem Rechnersystem ("host") gespeichert und von anderen genutzt werden. Nicht gemeinsam nutzbare Dateien sind die, bei denen das nicht möglich ist. Beispielsweise sind die Dateien in den Benutzerverzeichnissen gemeinsam nutzbar, Geräte-Sperrdateien ("device lock files") sind das nicht.

Beständige (statische) Dateien sind ausführbare Programme, Programmbibliotheken, Dokumentationen und andere Dateien, die sich ohne den Eingriff durch einen Systemverwalter nicht ändern. Veränderliche (variable) Dateien sind die anderen.

TippHintergrund
 

Gemeinsam nutzbare Dateien können auf einem Rechnersystem gespeichert und von mehreren anderen benutzt werden. Typischerweise sind nicht alle Dateien der Dateisystemhierarchie gemeinsam nutzbar, und deshalb hat auch jedes (Rechner-)System einen lokalen Speicherbereich, in dem sich unter anderem die nicht gemeinsam nutzbaren Dateien befinden. Bequem ist es, wenn alle vom System benötigten Dateien, die auf einem fremden Rechnersystem gespeichert sind, zugänglich gemacht werden können, indem ein oder wenige Verzeichnisse des fremden Systems eingebunden ("mount") werden.

Beständige und veränderliche Dateien sollten deswegen voneinander getrennt werden, weil man beständige, im Gegensatz zu veränderlichen, auf einem Nur-Lese-Medium ("read-only media") speichern kann, und es auch nicht nötig ist, sie regelmäßig zu sichern ("back up").

Ältere UNIX-ähnliche Dateisystemhierarchien enthielten sowohl beständige als auch veränderliche Dateien sowohl unter /usr als auch unter /etc. Um die genannten Vorteile zu erreichen, wurde die /var-Hierarchie entwickelt und alle veränderlichen Dateien von /usr nach /var übertragen. Als Konsequenz kann /usr im Nur-Lese-Modus eingebunden werden (, wenn es ein separates Dateisystem ist). Veränderliche Dateien von /etc sind über einen längeren Zeitraum nach /var übertragen worden, so wie es die Entwicklung der Technik gerade erlaubte.

Hier folgt ein Beispiel für ein FHS-konformes System (andere Layouts sind möglich):

 gemeinsam nutzbar nicht gemeinsam nutzbar
beständig (statisch)/usr/etc
 /opt/boot
veränderlich (variabel)/var/mail/var/run
 /var/spool/news/var/lock